Pädagogisches Konzept der NABU-Münsterland gGmbH

Grundorientierung unserer Bildungsprogramme

An unserem außerschulischen Lernstandort auf Haus Heidhorn orientieren sich viele Bildungsangebote am Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Um aktuellen und zukünftigen globalen Herausforderungen zu begegnen, braucht es eine umfassende nachhaltige Entwicklung auf allen Ebenen. Dafür möchten wir ein tieferes Bewusstsein schaffen. Durch unsere Arbeit befähigen wir Kinder und Erwachsene, zukunftsorientiert zu denken und ermutigen sie zu einem nachhaltigen Handeln (Abb. 1). Aufbauend auf direktem Naturerleben steht die Förderung von Gestaltungskompetenzen, Handlungsorientierung und Alltagsbezug im Mittelpunkt. Im Sinne der Inklusion ist es uns wichtig, dass jeder Mensch an unseren Programmen teilhaben kann, egal welches Alter und welche Einschränkungen er mitbringt. Unser geprüft barrierefreies Außengelände (Reisen für alle) erlaubt es uns, Programminhalte flexibel an besondere Ansprüche unserer Teilnehmenden anzupassen. Hier möchten wir ein lebenslanges Lernen für alle ermöglichen.

Auf dieser Basis kann jeder Mensch bewusst zu einem notwendigen Wandel in der Gesellschaft beitragen, zur Bewahrung intakter und diverser Ökosysteme und zu einer sozial gerechten Welt.

Wir orientieren uns am Lernstandort und in den Veranstaltungen an den Grundsätzen des Beutelsbacher Konsens sowie an den 17 globalen Nachhaltigkeitszielen (SDGs), die von den Vereinten Nationen beschlossen wurden. Schwerpunkte unserer Arbeit liegen auf den folgenden SDGs:

Eine Fotoleiste mit den SDGs 4, 10, 12, 13, 14, 15

Dimensionen und Perspektivwechsel

In unseren Programmen der Bildung für nachhaltige Entwicklung werden gesellschafts- und zukunftsrelevante Themen in den Schwerpunktbereichen der oben abgebildeten SDGs behandelt. Dabei werden offen die vorhandenen Konfliktfelder einbezogen. Um solche Themen ganzheitlich erfassen und beurteilen zu können, eröffnen wir in unseren Programmen unterschiedliche Dimensionen und Perspektiven. In der Regel nähern wir uns den Themen in der ökologischen Dimension und erarbeiten im Laufe des Programmes eine oder mehrere weitere, wie die ökonomische, soziale, politische und/oder kulturelle Dimension.

Die Lebenswirklichkeit und der Alltag der Teilnehmenden werden in die Programme einbezogen. Darüber hinaus wird an verschiedenen Stellen der Blick über den Tellerrand und in die Zukunft angeboten. Die Teilnehmenden führen sich die Interessen verschiedener Beteiligter vor Augen, nehmen ihre Sicht der Dinge ein und setzen die Themen in einen globalen Zusammenhang.

Am Beispiel von Wildbienenprogrammen werden also nicht nur die Artenvielfalt und Lebensräume dieser Gruppe betrachtet. Auch ihre Bestäuberleistung mit Auswirkungen auf die globale Obst- und Gemüseproduktion werden thematisiert, Pestizidanwendung in Gärten und Landschaft sowie Kaufverhalten im Supermarkt. Die Teilnehmenden werden ermutigt, die Perspektiven von Naturschützer*innen, Landwirt*innen, Konsument*innen und auch der Bienen selbst einzunehmen und auf dieser Grundlage Lösungen zu diskutieren.

Kompetenzen und Zukunftsorientierung

Methoden und Kompetenzen unserer Bildungsveranstaltungen orientieren sich immer an der jeweiligen Zielgruppe. Alltagsbezug, Lösungs- und Handlungsorientierung stehen dabei im Mittelpunkt. Ziel ist die Förderung von Gestaltungskompetenzen im Sinne einer BNE, die es den Teilnehmenden ermöglichen, an einem großen Wandel hin zu einer nachhaltigeren Welt mitzuwirken. Dabei orientieren wir uns an den der Leitlinie BNE des Ministeriums für Schule und Bildung NRW.

Für die Förderung von zukunftsorientiertem Denken und Handeln werden beispielsweise Zielkonflikte unterschiedlicher Interessensgruppen besprochen, mögliche Risiken und Handlungsoptionen in der Gruppe abgewogen, Zukunftsszenarien betrachtet und durch die Analyse von Entwicklungen in der Vergangenheit Lösungen für eine nachhaltigere Zukunft erarbeitet.

Ziele von BNE-Lernprozessen aus der Leitlinie BNE NRW:

  • Kenntnis verschiedener Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung
  • Kenntnis der Zusammenhänge von lokalen bis globalen Perspektiven
  • Systemische Einordnung von nachhaltigkeitsrelevanten Sachverhalten
  • Beurteilung von Folgen und Wechselwirkungen des vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen gesellschaftlichen Handelns
  • Identifikation und Analyse von Herausforderungen und Chancen in Entscheidungsprozessen und in Bezug auf Handlungsmöglichkeiten
  • Identifikation und Beurteilung von Interessenlagen von Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft
  • Auseinandersetzung mit individuellen Werten sowie gesellschaftlichen Normen und Konventionen im Hinblick auf Zielsetzungen einer nachhaltigen Entwicklung
  • Verständnis für beziehungsweise Auseinandersetzung mit Begrenztheit von Wissen und Erkenntnisprozessen
  • Erkennen von und Auseinandersetzung mit Widersprüchen, Unwägbarkeiten, Dilemmata und Risiken sowie Interessen- und Zielkonflikten
  • Entwicklung von Lösungsbeiträgen für gesellschaftlich relevante Themen/Fragestellungen und Herausforderungen
  • Reflexion der Möglichkeiten und Grenzen eigenen Handelns
  • Auseinandersetzung mit Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe an bzw. Mitgestaltung von Nachhaltigkeitsprozessen

Methoden und Partizipation

Grundsätzlich möchten wir bei unseren Veranstaltungen eine angenehme, positive und inspirierende Lernatmosphäre schaffen, die in der Regel durch direkte Naturerlebnisse gestützt wird. Mit dem Einsatz unterschiedlicher Methoden innerhalb eines Programms entstehen abwechslungsreiche und interaktive Veranstaltungen. Gleichzeitig tragen wir damit der Unterschiedlichkeit der Teilnehmenden Rechnung und bieten entsprechend unterschiedliche Zugänge zum Thema an. Die Teilnehmenden werden ermutigt zu diskutieren, kritisch zu hinterfragen, zusammenzuarbeiten und gemeinsam Entscheidungen zu treffen, eigenständig zu erkunden, Handlungen zu reflektieren, sich eine eigene Meinung zu bilden und zu vertreten sowie Lösungen und Handlungsvorschläge zu entwickeln. Methoden, die dabei zum Tragen kommen sind zum Beispiel offene Gesprächs-, Diskussions- und Reflexionsrunden, Quiz- und Schätzspiele, freie oder durch Aufträge geleitete Naturbeobachtungen, Kleingruppenarbeiten und Präsentationen, Rollenspiele, kreatives Gestalten, Projekte und handlungsorientiertes Planen.

Der Partizipationsansatz kommt bei solchen Methoden zum Tragen, in denen die Teilnehmenden selbst aktiv werden, alleine oder gemeinsam Entscheidungen treffen und danach handeln. Das passiert beispielsweise bei Erkundungen, Rollenspielen und Projekten. Je länger eine Veranstaltung dauert bzw. je gleichbleibender eine regelmäßig zusammenkommende Gruppe ist, desto mehr Partizipation kann ermöglicht werden. Ein schönes Beispiel dafür ist das partizipative Bauwagen-Projekt unseres offenen Umweltheld*innen-Angebotes.

Reflexion und Austausch

Durch einen Austausch mit den Lehrkräften bzw. Gruppenbetreuer*innen vorab werden bereits spezielle Bedürfnisse der Gruppe besprochen. Nach Möglichkeit werden Programme flexibel daran angepasst. Während der Bildungsveranstaltungen findet immer wieder Austausch zwischen Durchführenden und Teilnehmenden statt, beispielsweise bei Gruppengesprächen, sodass wir auf Anregungen aber auch Unklarheiten direkt reagieren können. Reflexion wird so bereits zwischendurch ermöglicht. In offenen Evaluationsrunden am Ende der Programme werden die Teilnehmenden ermutigt, ein Feedback zu Inhalten und Methoden der Veranstaltung zu geben und eigene Erkenntnisse mitzuteilen. Durch Evaluationsbögen wird in der Regel den Lehrkräften bzw. Gruppenbetreuer*innen eine weitere Möglichkeit des Feedbacks gegeben. Bei einzelnen Veranstaltungen werden weitere Evaluationsmethoden, wie z.B. das Dartscheiben-Feedback, genutzt.

Bei internen Teambesprechungen der festen Mitarbeitenden findet eine regelmäßige Reflexion der durchgeführten Veranstaltungen statt. Vor und nach den Programmen tauschen wir uns mit den durchführenden freien Mitarbeitenden aus und auch Besprechungen im erweiterten Team finden statt. Auf dieser Basis sowie anhand der Evaluation der Teilnehmenden und besuchten Weiterbildungen entwickeln wir unsere Programme bei Bedarf weiter.

Umweltbildung und Seminare

Neben den BNE-Veranstaltungen bieten wir klassische Umweltbildungsprogramme und auch Fachseminare an, die ebenfalls BNE-Aspekte enthalten, die aber dort nicht im Mittelpunkt stehen.

Den Fokus bei Umweltbildungsveranstaltungen wie Naturgeburtstagen und Ferienfreizeiten legen wir auf das Naturerleben mit allen Sinnen und auf die Schaffung einer positiven Bindung zur Natur als unsere Lebensgrundlage. Draußen in der Natur zu sein, kann positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben sowie geistige und motorische Fähigkeiten fördern, sodass bereits im frühen Kindesalter die Natur als „Startkapital“ in ein gutes Leben dient. Kindern eine solche positive Bindung und Kenntnisse über ihre Umwelt mitzugeben, ist uns ein wichtiges Anliegen, getreu dem Motto „Man kann nur schützen, was man kennt“.

Für Erwachsene bieten wir Fachseminare und Weiterbildungen an, häufig in Kooperation mit der Natur- und Umweltakademie NRW. Die Themen reichen dabei von Obstbaumschnitt und Gebietsmanagement über Wildkräuter und Heilpflanzen hin zu Bestimmungskursen bestimmter Artengruppen wie Wildbienen und Gräsern.

Das Bild zeigt, was Menschen zum Handeln angesichts des Klimawandelns bewegt.

NABU-Naturschutztation Münsterland

Wir arbeiten eng mit der NABU-Naturschutzstation Münsterland zusammen. Als eine von ca. 40 Biologischen Stationen in NRW ist sie für den Landkreis Warendorf und die Stadt Münster zuständig.

Naturerlebnis Haus Heidhorn

Eine längere Fahrradtour durch die Hohe Ward oder lieber ein kurzer Spaziergang über das Gelände? Dieser Flyer gibt dir einen Überblick über alle Erlebnispfade, die von Haus Heidhorn starten.